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Leicht verständliche Sprache

Unser Ziel: Verständlich und auf Augenhöhe kommunizieren

Die Stadt Wien möchte klar, einfach und korrekt kommunizieren. Sie verwendet deshalb eine leicht verständliche Sprache. Texte können sehr kompliziert sein. Als angenehm und hilfreich wird wahrgenommen, wenn man einen Text beim ersten Durchlesen versteht.

Was wir tun, um gut verstanden zu werden:

  • Wir verzichten auf Amtsdeutsch.
  • Wir orientieren unsere Texte an der im Alltag gesprochenen Sprache.
  • Was wir vermitteln wollen, soll beim ersten Lesen verständlich sein.
  • Wir nehmen die Perspektive der Bürgerinnen und Bürger ein und orientieren uns an ihren Bedürfnissen, Problemen und Interessen.
  • Wir stellen sicher, dass Sachverhalte und rechtliche Angaben richtig und vollständig sind.
  • Wir verzichten möglichst auf Fremd- und Fachwörter und erklären notwendige Fachbegriffe.
  • Wir vermeiden intern verwendete und nur für uns selbstverständliche Formulierungen.
  • Wir verwenden keine komplexen grammatischen Konstruktionen.
  • Unsere Texte sind kundenfreundlich und gut zu verstehen. Gleichzeitig halten unsere Texte Ansprüchen der Verfahrenssicherheit stand.

Sprachlich orientieren wir uns an einer Einteilung (Sprachniveau B1), die für den Fremdsprachenunterricht entwickelt wurde. So bürgernah wie möglich – so fachlich wie nötig.

Amtssprache (Level C) verstehen nur wenige. Der Ist-Stand von wien.at ist eine Verbesserung in Richtung Sprachlevel B. Das Ziel ist die Leicht verständliche Sprache (Niveau B1).
Amtssprache (Level C) verstehen nur wenige. Der Ist-Stand von wien.at ist eine Verbesserung in Richtung Sprachlevel B. Das Ziel ist die Leicht verständliche Sprache (Niveau B1).

Welchen Nutzen hat die leicht verständliche Sprache für die Stadtverwaltung?

Wer etwas nicht versteht, wird verwirrt, Missverständnisse können entstehen und zu Ärger oder Enttäuschungen führen. Eine deutliche und leicht verständliche Sprache bedeutet sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien eine Erleichterung im Alltag:

  • Allen wird schneller klar, worum es geht.
  • Die wichtigsten Informationen werden in kurzer Zeit verstanden.
  • Missverständnisse werden vermieden oder kommen kaum auf.
  • Nachfragen, Beschwerden, Einsprüche, Klagen werden weniger.
  • Viele Verständnisfragen fallen weg. Weitere Telefonate, Rückfragen und Termine sind oft nicht mehr nötig.
  • Termine werden kürzer, weil die Beteiligten besser vorbereitet sind und die richtigen Unterlagen mitbringen.
  • Die Arbeitsatmosphäre verbessert sich. Das spüren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im direkten Kontakt mit den Kundinnen und Kunden stehen, am stärksten.

Die Stadtverwaltung profitiert vom veränderten Kommunikationsverhalten – auch wirtschaftlich.

Leicht verständliche Sprache muss gelernt und gelebt werden

Einige Seiten auf der Website der Stadt Wien sind bereits in leicht verständlicher Sprache geschrieben.

Einige Abteilungen haben gemeinsam mit dem Presse- und Informationsdienst der Stadt und der WH Digital häufig aufgerufene Amtshelferseiten, wie den Antrag für das Parkpickerl und Informationen zum Reisepass oder Personalausweis, überarbeitet. Diese Texte enthalten nur dann konkrete, vollständige und richtige Angaben zu den Amtswegen, wenn von Anfang an die fachlich und rechtlich Zuständigen der Abteilungen mitarbeiten.

Innerhalb des Magistrats soll die Umsetzung für leicht verständliche Sprache in Etappen verbreitet werden.

Langfristig sollen alle Texte der Stadt klar, einfach, direkt, korrekt, verbindlich und leicht verständlich formuliert sein. Alle Abteilungen sollen sich an den Bürgerinnen und Bürgern orientieren und die Regeln der leicht verständlichen Sprache als Grundlage für ihren Schriftverkehr einsetzen. Leicht verständliche Sprache soll in der Kommunikation der Stadt Wien für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbstverständlich werden.

Es liegt an uns, einen bürgernahen Kommunikationsstil zu finden und diesen konsequent anzuwenden.

Checkliste leicht verständliche Sprache

Text:

  1. Text vereinfachen
    • Unnötige Füllwörter streichen, z.B. grundsätzlich, normalerweise, besonders
    • Wörter verkürzen, z.B. Altersgruppe ➞ Alter; einsparen ➞ sparen
    • Floskeln streichen, z.B. „Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass ...“
  2. Grundwortschatz verwenden
    • Einfache und gebräuchliche Wörter verwenden (Hilfe: www.duden.de – Häufigkeitsbalken)
    • Wenige Fremd- und Fachwörter – wenn nötig, das Wort erklären
    • Keine oder nur bekannte Abkürzungen (z.B. EU, WC), nötige Abkürzungen ausschreiben (z.B. u.Ä. ➞ und Ähnliches; ca.➞ circa oder: zirka)
    • Keine Worterfindungen, Metaphern oder Sprichwörter
    • Nur ein Begriff innerhalb eines Textes für eine Sache – keine Synonyme
  3. Kurze Sätze – möglichst wenige Nebensätze verwenden
  4. Anstelle von Fügungen mit Substantiven Verben verwenden
    • z.B. einer Prüfung unterziehen ➞ prüfen; in Erinnerung rufen ➞ erinnern
  5. Aktive Form statt Passiv verwenden
  6. „Man“ durch direkte Anrede ersetzen
  7. Zusammengesetzte Wörter mit Bindestrich trennen
    • z.B. Lotto-Annahmestelle
  8. Zahlen als Ziffern schreiben
    • z.B. 2 Erwachsene, 3 Stück, 3-fach
  9. Verneinungen sparsam einsetzen
    • nicht, kein, nie, nirgends, niemand ... selten verwenden; passende positive Ausdrücke suchen, z.B. nicht zeitgerecht ➞ zu spät
  10. Konjunktiv und Modalverben (sollen, dürfen, können, müssen, mögen, wollen) vermeiden
    • z.B. wäre zu senden ➞ bitte senden Sie
  11. Gendergerechtes Formulieren
    • Menschen aller Geschlechter explizit ansprechen:
      Liebe Wienerinnen, liebe Wiener, liebe intergeschlechtliche Menschen in Wien
    • Einheitliche Kurzform - der Genderstern:
      • Liebe Wiener*innen
      • Ein*e Architekt*in muss die Pläne unterzeichnen.
    • Neutrale Formulierungen:
      Alle Menschen, die in Wien leben ...
    • Direkte und neutrale Ansprache:
      • Guten Tag, Vorname Familienname
      • Ansprache per Sie
  12. Jeder Content entspricht B1
    • Langfristiges Ziel ist, alle Texte auf wien.gv.at standardmäßig in B1 anzubieten

Textstruktur:

Übersichtliche Gliederung des Textes

  • Perspektive der Lesenden, Kundinnen und Kunden ... einnehmen
  • Das Wichtigste an den Anfang
  • Ein Gedanke pro Satz
  • Mehr Absätze; Sinnzusammenhänge durch Absätze vermitteln
  • Bei längeren Texten: Zwischentitel
  • Hervorhebungen fett markieren
  • Aufzählungszeichen verwenden
  • Keine Fußnoten
  • Quellenangaben nicht im Text (deutlich abgesetzt)